Was sind breit gestreute ETFs?

Die Aussage “Breit gestreut wird nie bereut” wurde von der ETF-Industrie und den Index-Anbietern aufgenommen und zu einer Art Motto im Investment-Bereich erkoren. Der Grund für dieses Vorgehen ist, dass das Verteilen bzw. breite Streuen von einzelnen Risiken das Gesamtrisiko bei Investitionen reduziert.

Das bedeutet aber auch, dass auch das Renditepotenzial reduziert wird. Das weite Streuen von Risiken ist beliebt und sinnvoll, aber in der Praxis ist das nicht immer so leicht durchführbar ist. Darum gibt es auch die Redewendung: “Irgendwas ist immer”, wir werden das gleich im Detail sehen. Im Folgenden werden einige Index-Anbieter angezeigt, die ganze Regionen oder mehrere Länder aufzeigen. Die sogenannten breit gestreuten ETFs.

Welt ETF
Welcher ETF hat die beste breite Streuung?

MSCI World

Ein Inbegriff für das Investieren weltweit ist MSCI World. Möchte man bei seinen Investitionen einen weit gestreuten ETF ins Depot kaufen, fällt in der Regel die Wahl auf diesen Index. Er deckt jedoch lediglich die Staaten der Industrie ab, obwohl er rund 1600 Werte aufweist.

Für die Anbieter der ETFs ist dies aber von Vorteil. Er ist äußerst günstig in der Abbildung. Entwickelt sich jedoch eines der Schwellenländer besonders stark, wird es den MSCI World nicht davon profitieren lassen. Im Gegenteil, er wird den aktuellen Trend eher verpassen.

Hinweis: Zu den Schwellenländern zählen zum Beispiel Indien, China, Taiwan oder auch Südkorea. Wie hier schon zu erkennen ist, sind die großen Technologie-Länder und Volkswirtschaften hier nicht vertreten.

 

Gewichtung Länder MSCI World
Gewichtung Einzeltitel MSCI World (Stand März 2025)
Streuung Länder im MSCI World
Ländergewichtung MSCI World (Stand März 2025)

Die Marktkapitalisierung verschiebt die Welt

Die einzelnen Unternehmen der Industriestaaten, deren Marktkapitalisierung, bestimmen die MSCI World Zusammensetzung. Besitzt man eine hohe Marktkapitalisierung, bedeutet das, dass man im Index erscheint. Zusätzlich bestimmt die Höhe des in der Börse erreichten Wertes die Bewertung.

Das bedeutet, dass immer das höchste an der Börse notierte Unternehmen aus einem Industriestaat die höchste Bewertung im MSCI World erhält. Durch die festgelegten Regeln des Index stehen seit sehr langer Zeit die USA mit einer enormen Überbewertung im Index.

Kauft man sich einen MSCI World, so erhält man in der Regel mehr als 70 % an den höchsten Einzelwerten der USA. Der Kauf ist somit gleichgesetzt mit dem Kauf eines S&P 500. Es gilt aber zu beachten, dass der ETF des S&P 500 um einiges billiger ist.

Info: Zu früheren Zeiten war es vollkommen anders. Und auch in der Zukunft ist damit zu rechnen, dass sich sicherlich einiges ändern wird. So war zum Beispiel in den 1980ern Japan das Land mit der höchsten Bewertung. Sicherlich denkt man jetzt, das ist bereits mehr als 30 Jahre her. Es kann aber sehr gut sein, dass in einigen Jahren die USA nicht mehr an erster Stelle stehen. Das sollte man bedenken, wenn man vielleicht heute einen ETF-Sparplan abschließt, der beim Renteneintritt fällig wird.

Kurzfristig kritisch, langfristig nicht so schlimm

Besitzt ein Index eine sehr hohe Bewertung eines einzelnen Landes, kann eine kleine negative Entwicklung von dem Staat dafür sorgen, dass der ganze Index für kurze Zeit ins Wanken gerät. Kommt es jedoch dazu, dass zum Beispiel in rund 40 Jahren Australien an der Spitze der Wirtschaftsnationen steht, dann wird Australien die Indexrendite antreiben.

Es kann natürlich sein, dass der von Australien bestimmte Renditebeitrag dann den der USA überkompensiert. Das ist übrigens bereits eingetreten, als Japan von den USA im MSCI World abgelöst wurde.

Währung ist kritisch

Derzeit werden die Gewinne der stärksten im MSCI World befindlichen Unternehmen in US-Dollar erwirtschaftet. 

Das Gewichtungssystem nach Marktkapitalisierung ist zwar sehr gut, aber es kann nicht davor schützen, dass ein Währungs-Ungleichgewicht eintritt. Kommt es dazu, dass der Euro in den nächsten Jahren schwächer wird gegenüber anderen Währungen wird, dann besteht die Gefahr, dass eine sehr unangenehme Konstellation entsteht.

So kann zum Beispiel ein hervorragender Index durch den schwachen Euro eliminiert werden. 

Gut, aber nicht perfekt

Ein persönliches Resümee: Der MSCI World stellt ein gutes, sehr breit gestreutes Investment dar. Er profitiert nämlich nicht nur von einer zukünftigen starken Entwicklung von bestimmten Regionen. Das Fundament der Mitglieder des Index ist sehr breit. Besteht nur die Möglichkeit, in einen einzigen ETF zu investieren, ist der MSCI World eine hervorragende Wahl. Er zählt definitiv zu den breit gestreuten ETFs.

FTSE All World

Ein gänzlicher Gegensatz zum bereits genannten MSCI World ist der FTSE All World. In ihm sind auch die Schwellenländer eingeschlossen. Aus diesem Grund zählt er ebenfalls zu den breit gestreuten ETFs.

Durch den FTSE All World kann man auch in die großen Volkswirtschaften wie zum Beispiel Indien oder China investieren. Dabei besteht der Vorteil, dass man einen risikoreduzierenden Effekt erhält, ohne dass die breite Streuung verloren geht.

Aber Achtung, dieser Index orientiert sich ebenfalls an der Marktkapitalisierung. Daraus folgt, dass die USA eine starke Dominanz innehaben und das Risiko mit dem des MSCI World gleichzusetzen ist.

Obwohl die Schwellenländer einbezogen wurden, unterscheiden sich der MSCI World und der FTSE All World nur sehr gering. Der Grund hierfür ist, dass die Schwellenländer nur einen sehr geringen Einfluss auf die Gewichtung haben. Betrachtet man es genau, wird deutlich, dass nur Indien, China und Taiwan ein erkennbares Gewicht in diesem Index geschaffen haben.

Besitzt man den breit gestreuten ETF FTSE All World und eines der Schwellenländer steigt auf und wird zu einer großen Industrienation, dann profitiert man davon enorm. Schafft jedoch eines der Schwellenländer die Transformation zum Industriestaat, ist es vorstellbar, dass das Land auch in den MSCI World aufgenommen wird.

Als Zusammenfassung kann man hier nur feststellen: Der FTSE All World ist nicht perfekt unter den breit gestreuten ETFs. Man kann mit diesem ETF nicht die ganze Welt in sein Depot abbilden, aber sehr große Teile davon.

FTSE All World Einzeltitel
Gewichtung Einzeltitel FTSE All World (Stand März 2025)
FTSE All World breit gestreut
Ländergewichtung FTSE All World (Stand März 2025)

EURO STOXX 50 / MSCI Europe / STOXX Europe 50 / STOXX Europe 600

Der Leader in Europa unter den breit gestreuten ETFs ist der EURO STOXX 50. Wobei hier anzumerken ist, dass die Länder Norwegen, Schweiz, Schweden und Großbritannien nicht im Index erscheinen. Der Grund: Der Euro ist nicht eingeführt worden.

Die Indexanbieter MSCI und STOXX bieten deshalb mit dem MSCI Europe und dem STOXX Europe 50 zwei ganz Europa abdeckende Indizes an. Des Weiteren gibt es noch den STOXX Europe 600. Seine am höchsten gewichtete Werte befinden sich jedoch auch STOXX Europe 50 – er ist damit nicht breiter gestreut.

Hier gilt es zu beachten, dass die enthaltenen unterschiedlichen Währungen wie Franken, Kronen oder Pfund für Anleger in Euro ein Währungsrisiko darstellen.

Vergleich EURO STOXX 50 / MSCI Europe
Vergleich Stoxx Europe 50 / 600

MSCI EM Asia

Der MSCI EM Asia enthält die Schwellenländer aus Asien. Dieser breit gestreute ETF enthält Indien, China, Korea und zum Beispiel auch Thailand. Japan hingegen ist hier nicht enthalten, das EM steht für Emerging Markets (Schwellenländer). Die im MSCI EM Asia enthaltenen Länder sind übrigens nicht im MSCI World vertreten.

Hinweis: MSCI Europe, MSCI Asia, MSCI North America und MSCI Australia können nicht genutzt werden, um die ganze Welt im Depot abzudecken, weil Japan dann fehlen würde.

Gewichtungen im MSCI EM Asia (Stand März 2025)

Was sind nicht breitgestreute ETFs?

Nicht breit gestreut sind Branchen-ETFs oder Themen wie Wasser oder Öl&Gas. Auch einzelne Länder wie Deutschland mit dem DAX oder die Schweiz mit dem SMI, tragen ein großes Länder oder Währungsrisiko. Diese ETFs haben auch ihre Daseinsberechtigung, als alleinige Investition fahren Investoren damit jedoch ein sehr hohes Risiko.

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