Aktien für Anfänger
Was muss der Einsteiger vor dem ersten Aktienkauf beachten?
Übersicht
Wie kann ich Aktien analysieren?
Theoretisch ist es einfach. Ich berechne den Wert der Aktie.
Ist die Aktie an der Börse weniger wert, kaufe ich sie. Ist das nicht der Fall, sollte ich die Finger davon lassen.
In der Praxis lässt sich der Wert einer Aktie jedoch nicht so einfach berechnen. Für Anfänger ist es besonders schwer. Doch wenn man weiß wie es theoretisch geht, lässt sich eine Einschätzung von Chancen und Risiken deutlich besser vornehmen, als wenn man sich einfach nur den Chart anschaut oder gar auf Tipps vertraut.
Wichtig! Diese Seite erklärt eine einfach Methode wie Anfänger sich eine Meinung über Aktien bilden können. Das ist informativ und keine Anlageempfehlung.
Die Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft
Auf jeder Börseninformationsseite von Einzelaktien steht sie: die Marktkapitalisierung. Sie ist das Ergebnis der Anzahl der ausgegebenen Aktien des Unternehmens, multipliziert mit dem aktuellen Börsenkurs.
Anders ausgedrückt: Möchte ich alle Aktien des Unternehmens haben, muss ich die aktuelle Marktkapitalisierung bezahlen. Vorausgesetzt alle Aktionäre verkaufen mir ihre Anteile zum aktuellem Börsenkurs.
Schlussfolgerung: Wenn ich die faire Marktkapitalisierung berechnen kann, weiß ich, ob sich der Kauf der Aktie lohnt.
Ich versuche es so leicht wie möglich und für Anfänger verständlich, die Berechnung von Aktien zu erklären.
Berechnung der Marktkapitalisierung
Nehmen wir das Discounted Cashflow Modell, was für die meisten Aktienanfänger schon ziemlich abschreckend sein kann. Deshalb lasse ich mal Steuern, Abschreibungen, ewige Rente und böse Summenformeln weg. Ich lasse das Unternehmen nur 2 Jahre existieren und sehe die Gewinne (= Cashflows in meinem vereinfachten Beispiel) als gesichert an. Der Zins (r) ist mit 1% auch konstant. Als Gewinn nehmen wir 2 Mio im ersten und 3 Mio im zweiten Jahr an. Das Unternehmen hat keine Schulden.
Siehe da: Das Unternehmen ist 4,92 Mio EUR wert. Hat das Unternehmen 1 Mio Aktien ausgegeben, muss der faire Börsenkurs bei 4,92 EUR liegen (4,92 Mio geteilt durch 1 Mio Aktien).
Macht die Rechnung Sinn?
Wenn wir nicht das Unternehmen für 4,92 Mio aufkaufen und die Summe zur Bank bringen und mit 1% verzinsen lassen, werden wir nach 2 Jahren ungefähr 5 Mio EUR erhalten.
Die gleiche Summe, wie wir von der Aktiengesellschaft bekommen hätten (2 Mio im ersten und 3 Mio im zweiten Jahr). Das die Marktkapitalisierung nicht gleich bei 5 Mio EUR liegt, hat damit zu tun, dass ich 2 Jahre warten muss, bis mein Geld wieder da ist.
Die Rechnung macht somit Sinn, auch wenn sie in meinem Beispiel realitätsferne Parameter hat.
Wie sieht die Realität aus?
Ein Unternehmen existiert geplant nicht nur 2 Jahre, es möchte in der Regel unendlich lang am Markt sein. Das macht die Discounted Cashflow Formel deutlich länger, aber nicht unendlich lang. Da ich die Cashflows nicht unendlich schätzen kann, ist es maximal möglich von einer konstanten Wachstumsrate auszugehen. Für den Zeitpunkt wo eine Cashflowschätzung nicht mehr möglich ist, wird an die Formel eine ewige Rente addiert.
Den Zins abzuschätzen, welcher unter den Bruchstrichen benötigt wird, ist ebenfalls schwer. Wo liegt denn der risikolose Zins für beispielsweise 7 Jahre? So genau weiß das niemand, aber irgendwas nimmt der Markt schon an.
Für Sie wichtig: Der Cashflow der nächsten 2-4 Jahre.
Den Cashflow können zwar weder Sie noch Analysten gesichert prognostizieren, doch Sie haben als Börsenneuling hier wenigstens den Hauch einer Chance!
Gehen Sie doch mal auf die Seite https://traderfox.de/, geben Sie in das Suchfeld eine Aktie ein, klicken auf „Fundamental“ und weiter auf Gewinn/Aktie (EPS). Dann sehen Sie eine Schätzung. Sie sehen, ob der erwartete Gewinn langsam ansteigt, fällt oder sich rasant verändern wird.
Machen Sie das mal mit Apple und Tesla. Bei Apple ist ein leichter Anstieg der Gewinne auf hohem Niveau und bei Tesla ist erstmals Gewinn (dazu mit starkem Wachstum) in Sicht. Bitte schauen Sie nicht auf die Zahlen und vergleichen Sie diese mit anderen Firmen. Die Börsenkurse der Firmen sind völlig unterschiedlich. Schauen Sie sich nur die Dynamik an und überlegen Sie, ob diese realistisch ist. Schafft Apple es wirklich noch neue Innovationen auf den Markt zu bringen? Schafft Tesla wirklich sich dauerhaft in die Gewinnzone zu manövrieren?
Jetzt kommt einer der wichtigsten Börsenweisheiten zu tragen. Versuchen Sie zu verstehen, was die Firmen machen und vorhaben. Lesen Sie ruhig Analysen und bilden Sie sich eine Meinung. Dann können Sie auch als Anfänger gut in Aktien investieren.
Die Gewinne sind der wichtigste Faktor in der Discounted Cash Flow Formel. Sie führen zur Marktkapitalisierung und zum gerechtfertigtem Börsenkurs. Halten Sie die Gewinnprognosen für untertrieben? Kaufen Sie die Aktie. Sind sie übertrieben, meiden Sie das Papier.
Übrigens sind in der realen Welt Cashflow und Gewinn nicht das Gleiche. Der Gewinn kann durch Auflösen von Rücklagen, beeinflusst werden. Wenn man auf einer Finanzseite „Cashflow pro Aktie“ findet, ist diese Betrachtung besser. Tipp: Onvista.de hat dieses Zahlen, man muss nur etwas suchen. Beim Reiter Kennzahlen (fundamental) findet man diese, wenn Sie eine Aktien aufrufen.
Vorsicht in Crashzeiten!
Wenn die Börse crasht, ist nichts mehr normal. Die Marktkapitalisierungen der Unternehmen gehen runter, obwohl ihre Ertragsprognose nicht zwingend gesunken ist. Es regiert Angst. Anleger verkaufen, obwohl sie nichts überraschend schlechtes an ihrer Firma entdeckt haben. Das macht eine faire Bewertung schwer möglich. Doch ist das immer auch ein perfekter Einstiegszeitpunkt?
Bedingt. Folgt auf dem Crash eine globale wirtschaftliche Krise, kann jedes Unternehmen schwere Folgen daraus erleiden, bis zur Insolvenz. Schauen Sie, ob der Crashgrund wirklich Auswirkungen auf ihr Investitionsobjekt haben kann. Bestes Beispiel war Amazon in der Coronakrise. Die Aktie fiel im allgemeinen Sog, obwohl sie nur Gewinner der Pandemie sein konnte. Als das die Angsthasen realisierten, war die Aktie wieder auf Rekordniveau.
Aktien für Anfänger: Was ist sonst noch wichtig?
Das Thema Börse ist viel umfangreicher. Allein der Teilbereich Aktien enthält viele Elemente wie Dividenden oder Kapitalmaßnahmen (Bezugsrechte, Aktiensplits). Die sollten Sie kennen, denn wenn Sie Aktien gekauft haben, werden Sie damit zwangsläufig zu tun haben.
Auch das Wertpapierdepot ist wichtig.
Wollen Sie eine Aktie tiefer analysieren? Dann sollten Sie auch die Kennzahlen wie KGV, PEG usw. kennen.
Für das KGV habe ich einen Beitrag im Blog veröffentlicht.
Literatur:
Wollen Sie sich mit guten Ein- und Ausstiegszeitpunkten befassen? Dann können Sie sich mit Chartanalyse beschäftigen.
Die Bibel dafür ist John Murphy Technische Analyse der Finanzmärkte*, allerdings schon eher für Fortgeschrittene und nicht billig. Die Qualität hat ihren Preis. Generell ist aber zu sagen, dass Chartanalyse nicht in die Anfängerwelt gehört.
Buch: Das Einmaleins der Börse
Das Buch “Das Einmaleins der Börse für Einsteiger” ist einer der umfangreichsten Investmentratgeber von Marian Sommer für alle Neulinge im Finanzgeschäft.
Bevor Sie das erste Mal an der Börse investieren oder Aktien analysieren, sollten Sie die Grundlagen und Gesamtzusammenhänge der Börse kennen.
Lernen Sie das Wichtigste über Investmentfonds, ETFs, Aktien, Renten und den Rohstoffhandel und finden Sie Ihren persönlichen Weg zu Wohlstand & Vermögen.