Was bedeutet Replikationsmethode bei ETFs?
Je bedeutender ein Index ist, desto wahrscheinlicher werden ETFs in unterschiedlichen Replikationsmethoden angeboten. Die Replikationsmethode ist die Technik, mit der der ETF-Anbieter sicherstellt, dass der Fonds auch möglichst genau den Index widerspiegelt. Dafür sind Vorgehensweisen üblich.
Physische Replikation / Vollständig
Bei der physischen Methode erwirbt der ETF-Anbieter alle Aktien des Index. Sollte eine Aktie im Index 5 Prozent Gewicht haben, so wird der Anbieter die Aktie in derselben Gewichtung kaufen. So ist sichergestellt, dass das ETF-Portfolio sich genau wie der Index bewegt. Verändert sich die Indexzusammensetzung, muss der ETF sich entsprechend anpassen. Wenn ETF-Anteile nicht von Anlegern an der Börse erworben werden, sondern direkt vom ETF-Anbieter, dann erhöht sich das Fondsvolumen des ETFs. Dann muss der ETF-Anbieter entsprechend der Indexgewichtung alle Aktien nachkaufen. Der MSCI World hat 1.600 Aktien, das kann zu einigen Transaktionen beim Anbieter führen.
Sampling / Optimiert
Statt exakt den Index mit den in ihm enthaltenen Aktien nachzubauen, kann auch eine repräsentative Stichprobe ausreichen. Es werden die am stärksten gewichteten Aktien gekauft und diese, die einen starken Gleichlauf (Fachbegriff Korrelation) haben.
Diese Methode funktioniert zuverlässiger, als Laien denken mögen. Der große Vorteil ist, dass die Transaktionen und damit die Kosten niedrig gehalten werden.
Synthetisch / Swap-Basiert
Jetzt wird es richtig schräg. Angenommen, der EuroStoxx50 soll abgebildet werden. Das sind 50 große und berühmte Aktien. Es ist theoretisch möglich, dass der ETF amerikanische Aktien in sich trägt und dessen Entwicklung an einem Partner, in der Regel eine Investmentbank, zur Verfügung stellt. Die Bank wiederum zahlt dem ETF die Entwicklung des EuroStoxx50 aus. Hier wurden somit Zahlungsströme getauscht. Der englische Begriff für Tausch ist Swap. Hier hat ein ETF künstlich (also synthetisch) die Performance des EuroStoxx durch einen Swap generiert.
Wenn der Swappartner insolvent gehen sollte, ist ein Teil der Performance in Gefahr. Durch Sicherheitenstellung, sowie häufigem Gewinn- und Verlustausgleich, wird diese Gefahr jedoch minimiert.
Daumenregel möglich?
Alle drei Varianten sind gut für die Abbildung von Indizes geeignet. Keine Variante hat einen erheblichen Nachteil. Die physische Replikation verursacht eventuell mehr Kosten in der Abbildung. Das Sampling könnte etwas ungenau sein. Die synthetische Abbildung hat ein leichtes Kontrahentenrisiko.
Wenn du den perfekten ETF für dich anhand anderer Kennzahlen gefunden hast, so lege auf die Replikationsmethode keine große Aufmerksamkeit. Falls du doch eine Daumenregel möchtest: Nimm bei Leitindizes mit wenigen Aktien die physische Variante. Beispiele: EuroStoxx50, Dow Jones Industrial Average, DAX. Bei Leitindizes mit vielen Aktien wähle das Sampling. Beispiele: S&P 500, MSCI World. Investierst du in exotischere Märkte, wähle synthetisch. Beispiele wären Emerging Market oder Rohstoffe.
Weitere ETF-Kennzahlen: thesaurierend oder ausschüttend.
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