Der Laufzeiten-ETF – was sind iBonds?

Der Anbieter iShares hat seit kurzem Laufzeiten-ETFs auf den Markt gebracht, sogenannte iBonds.
Mit iBonds kann man für einen begrenzten Zeitraum in einen Korb voller Anleihen investieren. Im Gegensatz zu Aktien- oder klassischen Anleihen-ETFs, haben Sie ein festes Laufzeitende, sie somit nicht unendlich lang.

Um zu verstehen, was Vor- und Nachteile sind, muss den potenziellen Anlegern klar sein, wie Anleihen funktionieren.

Bei einer Anleihe leiht sich die öffentliche Hand oder ein Unternehmen am Finanzmarkt von interessierten Anlegern für einen bestimmten Zeitraum Geld. Dieses Geld muss verzinst werden. Geht der Schuldner bis zum Laufzeitende bankrott, so droht den Anlegern der Totalverlust.   

Beispiel: Wir nehmen an, am Finanzmarkt bekommt man ohne Risiko zurzeit 2 Jahre lang 5 % Rendite jährlich. Die Rendite setzt sich aus Zinszahlung (bei Aktien ist es Dividende) und der Kursentwicklung einer Investition zusammen.

Dann muss eine Anleihe, die zu 100 (Einheit klären wir später) ausgegeben wird, mindestens 5 % Zinsen jährlich zahlen. Am Laufzeitende gibt es für den Anleger 100 zurück.

Es gibt jedoch ein Risiko, dass der Schuldner ausfällt, deshalb muss es einen Risikoaufschlag geben, beispielsweise 1 % pro Jahr. Dann zahlt die Anleihe nicht 5 %, sondern 6 % Zinsen.

Wenn heute ein Schuldner eine Anleihe zum Kurs von 100 ausgibt und 6 % Zinsen zahlt, kann es sein, dass morgen der Marktzins ein Prozent höher ist, also von 5 % auf 6 % steigt.  Dann hat der Schuldner Glück gehabt. Er müsste morgen für die gleiche Anleihe 7 % Zinsen an den Gläubiger zahlen: 6 % (neuer Marktzins) + 1 % (Risikoaufschlag).

Der Markt preist alles ein

Der Gläubiger hat hingegen Pech gehabt. Da Anleihen jeden Tag an andere interessierte Gläubiger verkauft werden können muss sich der Kurs ändern. Der Zins des Produktes lässt sich nicht mehr ändern. 

Angenommen eine Anleihe läuft exakt ein Jahr.
Die Anleihe, die am Vortag 100 kostete und 6 % Zinsen zahlt, fällt beispielsweise 99. Grund kann einen Marktzinsänderung von 1% sein. 
Da die Anleihe am Laufzeitende zu 100 zurückgezahlt wird, winkt demjenigen, der zu 99 kauft, 1 % Kursgewinn.  Das ist ein Zusatz zu den 6 % Zinsen.

Auf ein Jahr gerechnet gibt es dabei ungefähr die gleiche Rendite wie bei einem Kurs von 100 und einem gezahlten Zins von 7 %. So gleicht der Markt alles aus.

Anmerkungen: Anleihen haben eine Prozentnotiz und keine Stücknotiz. Wenn sie bei 99 steht und ich für 1000 Euro Anteile an der Anleihe erwerben möchte, so bezahle ich 990 EUR (1.000 EUR x 0,99). Da wir uns gleich iBonds anschauen, ist das zum Verständnis nicht wichtig, denn sie gibt es in Stücknotiz (wie Aktien).

Unterschied Anleihe und iBonds ETF

Ein iBonds-ETF investiert in einen Korb voller Anleihen mit einem festen Laufzeitende. Wenn er 300 Anleihen kauft, so wird sich daraus eine durchschnittliche Rendite bis zum Laufzeitende ergeben. Gleichzeitig passiert auch kein großes Unglück, wenn eine der 300 Anleihen ausfällt.
Die Gewichtung jedes einzelnen Titels ist gering. Fallen alle 300 Anleihen aus, droht ein Totalverlust.

Wenn der Marktzins sich nach oben bewegt, so muss auch der Kurs des ETFs fallen, denn die Anleihen in dem Korb fallen auch.
Aber: Zum Laufzeitende werden alle Anleihen zu 100 zurückgezahlt, sofern sie nicht durch Bankrott des jeweiligen Schuldners ausgefallen sind. Deshalb wird ein iBond-ETF, welcher eine Rendite von 5 % zum Laufzeitende anzeigt, diese auch erreichen. Selbst dann, wenn in der Zwischenzeit der Kurs schwankt. Davon nicht berücksichtigt sind Brokergebühren und mögliche Anleihen in dem ETF, die ausgefallen sind.

Wie kommen die Kursverläufe zustande?

 

Der Kursverlauf kann für Einsteiger schwer nachzuvollziehen sein.

Wie der Kurs in der Theorie laufen könnte und der Praxis meistens läuft, zeige ich im Folgenden. Doch ich muss zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds unterscheiden.

Ausschüttend (ETFs, die Zinsen zwischendrin ausschütten)

 

In der Theorie ist es einfach. Die Anleihe startet bei 5 EUR, gewinnt an Kurswert (durch auflaufende Zinsen) und wenn eine Ausschüttung erfolgt, so geht der Kurs wieder auf 5 EUR zurück. Wenn das Laufzeitende vom ETF jedoch noch eine Weile entfernt ist, gibt es Kurschwankungen, sobald die Marktzinsen sich ändern.

Beispiel: Der ETF notiert gerade bei 5,1 EUR, läuft noch 3 Jahre und hat eine erwartete Rendite von 3,5 %. Das entspricht dann ungefähr der Rendite des Markts für 3 Jahre.

Wenn jetzt die Marktrendite auf 2 % fällt, so muss der ETF vom Kurs sofort teurer für Neuanleger werden und darf damit auch nur eine Rendite von 2 % vorweisen. Wer schon im ETF investiert ist, freut sich über den Kursgewinn. Der bringt aber nicht viel, außer er wollte gerade das Wertpapier ohnehin verkaufen. Am Ende der Laufzeit wird der ETF wieder bei 5 EUR stehen.

Wäre das nicht so und die Rendite des ETFs bliebe bei 3,5%, so könnte sich jeder am Markt für 2 % Geld leihen und den ETF kaufen, um 3,5% Rendite risikolos zu bekommen. Solche risikolosen Vorteile gibt es jedoch nicht am Markt.

Thesaurierend (ETFs, die die Zinsen ansammeln und am Laufzeitende ausschütten)

 

Auch hier ist es in der Theorie einfach. Die Anleihe startet bei 5 EUR und wird zum Laufzeitende immer wertvoller durch die aufgelaufenen Zinsen, die wieder angelegt und nicht ausgeschüttet wurden.

Doch ändert sich die Marktrendite, so ändert sich auch hier der Kurs, sofern es noch eine Weile bis zum Laufzeitende hin ist. Steigt der Marktzins, muss der ETF vom Kurs fallen, um für Neuanleger auf die gleiche Marktrendite zu kommen. Fällt der Marktzins, steigt der ETF.

Was für beide Varianten gilt

 

Je näher das Laufzeitende kommt, desto weniger haben Zinsänderungen am Markt Einfluss auf den ETF Kurs.

Wenn jemand 2 Jahre lang 1.000 EUR für 2 % verleiht und die 2 Jahre in wenigen Tagen um sind, so ist es fast egal, wenn man am Markt 1.000 EUR mittlerweile für 5 % verleihen könnte. Auf die wenigen Tage berechnet, gäbe es für 5 % auch nur ein paar Cent mehr.

Mehr Informationen zur Auswahl von thesaurierend oder ausschüttend gestaltete ETF gibt es hier.

 

 

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