Was sind breit gestreute ETFs?
Die Aussage “Breit gestreut wird nie bereut” wurde von der ETF-Industrie und den Index-Anbietern aufgenommen und zu einer Art Motto im Invest-Bereich erkoren. Der Grund für dieses Vorgehen ist, dass das Verteilen bzw. Streuen von einzelnen Risiken das Gesamtrisiko bei Investitionen reduziert.
Das bedeutet aber, dass auch das Renditepotenzial reduziert wird. Diese Denkweise klingt logisch, aber es hat sich bereits erwiesen, dass sie nicht immer durchführbar ist. Darum gibt es auch die Redewendung: “Irgendwas ist immer”, die immer wieder auftaucht. Im Folgenden werden einige Index-Anbieter angezeigt, die ganze Regionen oder mehrere Länder aufzeigen. Die sogenannten breit gestreuten ETFs.
MSCI World
Ein Inbegriff für das Investieren weltweit ist MSCI World. Möchte man bei seinen Investitionen ein Depot kaufen, fällt in der Regel die Wahl auf den MSCI World. Er deckt jedoch lediglich die Staaten der Industrie ab, obwohl er rund 1600 Werte aufweist.
Für die Anbieter der ETF ist dies aber von Vorteil. Er ist äußerst günstig in der Abbildung. Entwickelt sich jedoch eines der Schwellenländer besonders stark, wird es den MSCI World nicht wirklich reagieren lassen. Im Gegenteil, er wird den aktuellen Trend eher verpassen.
Hinweis: Zu den Schwellenländern zählen zum Beispiel Indien, China, Taiwan oder auch Südkorea. Wie hier schon zu erkennen ist, sind die großen Technologie-Länder und Volkswirtschaften hier nicht vertreten.
Die Marktkapitalisierung verschiebt die Welt
Die einzelnen Unternehmen der Industriestaaten, deren Marktkapitalisierung, bestimmen die MSCI World Zusammensetzung. Besitzt man eine hohe Marktkapitalisierung, bedeutet das, dass man im Index erscheint. Zusätzlich bestimmt die Höhe des in der Börse erreichten Wertes die Bewertung.
Das bedeutet, dass immer das höchste an der Börse notierte Unternehmen aus einem Industriestaat die höchste Bewertung im MSCI World erhält. Durch die festgelegten Regeln des Index stehen seit sehr langer Zeit die USA mit einer enormen Überbewertung im Index.
Kauft man sich einen MSCI World, so erhält man in der Regel mehr als 70 % an den höchsten Einzelwerten der USA. Der Kauf ist somit gleichgesetzt mit dem Kauf eines S&P 500. Es gilt aber zu beachten, dass der ETF des S&P 500 um einiges billiger ist.
Info: Zu früheren Zeiten war es vollkommen anders. Und auch in der Zukunft ist damit zu rechnen, dass sich sicherlich einiges ändern wird. So war zum Beispiel in den 1980ern Japan das Land mit der höchsten Bewertung. Sicherlich denkt man jetzt, das ist bereits mehr als 30 Jahre her. Es kann aber sehr gut sein, dass in einigen Jahren die USA nicht mehr an erster Stelle stehen. Das sollte man bedenken, wenn man vielleicht heute einen ETF-Sparplan abschließt, der beim Renteneintritt fällig wird.
Kurzfristig kritisch, langfristig nicht so schlimm
Besitzt ein Index eine so hohe Bewertung, kann eine kleine negative Entwicklung dafür sorgen, dass er für kurze Zeit ins Wanken gerät. Kommt es dazu, dass zum Beispiel in rund 40 Jahren Australien an der Spitze der Wirtschaftsnationen steht, dann wird Australien die Indexrendite antreiben. Es kann natürlich sein, dass der von Australien bestimmte Renditebeitrag dann den der USA überkompensiert. Das ist übrigens bereits eingetreten, als Japan von den USA im MSCI World abgelöst wurde.Währung ist kritisch
Derzeit werden die Gewinne der stärksten im MSCI World befindlichen Unternehmen in US-Dollar erwirtschaftet. Das bestehende System der Gewichtung nach der Marktkapitalisierung ist, wie bereits erwähnt, unabhängig von der Entwicklung in den Ländern und der einzelnen Branchen. Das System ist zwar sehr gut, aber es kann nicht schützen, wenn ein Währungs-Ungleichgewicht eintritt. Kommt es dazu, dass der Euro in den nächsten Jahren schwächer wird gegenüber anderen Währungen, dann besteht die Möglichkeit, dass eine sehr unangenehme Konstellation entsteht. So kann zum Beispiel ein hervorragender Index durch den schwachen Euro eliminiert werden. Wie sagt man so schön? An der Börse ist jederzeit alles möglich. In erster Linie das Undenkbare und danach das Gegenteil.Gut, aber nicht perfekt
Ein persönliches Resümee: Ein gutes, sehr breit gestreutes Investment stellt der MSCI World dar. Er profitiert nämlich nicht nur von einer zukünftigen starken Entwicklung von bestimmten Regionen. Das Fundament der Mitglieder des Index ist sehr breit. Besteht nur die Möglichkeit, in einen einzigen ETF zu investieren, um ihn dem eigenen Depot hinzuzufügen, ist der MSCI World eine hervorragende Wahl. Er zählt übrigens zu den breit gestreuten ETFs.FTSE All World
Ein gänzlicher Gegensatz zum bereits genannten MSCI World ist der FTSE All World. In ihm sind auch die Schwellenländer eingeschlossen. Aus diesem Grund zählt er ebenfalls zu den breit gestreuten ETFs.
Durch den FTSE All World kann man auch in die großen Volkswirtschaften wie zum Beispiel Indien oder China investieren. Dabei besteht der Vorteil, dass man einen risikoreduzierenden Effekt erhält, ohne dass die breite Streuung verloren geht.
Aber Achtung, dieser Index orientiert sich ebenfalls an der Marktkapitalisierung. Daraus folgt, dass die USA eine starke Dominanz innehaben und das Risiko mit dem des MSCI World gleichzusetzen ist.
Obwohl die Schwellenländer einbezogen wurden, unterscheiden sich der MSCI World und der FTSE All World nur sehr gering. Der Grund hierfür ist, dass die Schwellenländer nur einen sehr geringen Einfluss auf die Gewichtung haben. Betrachtet man es genau, wird deutlich, dass nur Indien, China und Taiwan ein erkennbares Gewicht in diesem Index geschaffen haben.
Besitzt man breit gestreute ETFs von FTSE All World und eines der Schwellenländer steigt auf und wird eine große Industrienation, dann profitiert man davon enorm. Schafft eines der Schwellenländer diesen Aufstieg, ist es vorstellbar, dass es auch in den MSCI World aufgenommen wird.
Als Zusammenfassung kann man hier nur feststellen: Der FTSE All World ist nicht perfekt unter den breit gestreuten ETFs. Man kann mit nur einem ETF nicht die ganze Welt in sein Depot holen.
MSCI Europe / STOXX Europe 50 / STOXX Europe 600
Der Leader in Europa unter den breit gestreuten ETFs ist der EURO STOXX 50. Wobei hier anzumerken ist, dass die Länder Norwegen, Schweiz, Schweden und Großbritannien nicht im Index erscheinen. Der Grund: Der Euro ist nicht eingeführt worden.
Der MSCI und der STOXX hingegen bieten mit dem MSCI Europe und dem STOXX Europe 50 zwei ganz Europa abdeckende Indizes. Des Weiteren besteht noch der STOXX Europe 600. Seine höchsten Werte zählen im Endeffekt zum STOXX Europe 50.
Hier gilt es zu beachten, dass die enthaltenen unterschiedlichen Währungen wie Franken, Kronen oder Pfund für Anleger in Euro ein Währungsrisiko darstellen.
MSCI Asia
Der MSCI Asia enthält die Schwellenländer aus Asien. Dieser breit gestreute ETF enthält Indien, China, Korea und zum Beispiel auch Thailand. Japan hingegen ist hier nicht enthalten. Die enthaltenen Länder sind übrigens im MSCI World nicht enthalten.
Hinweis: MSCI Europe, MSCI Asia, MSCI North America und MSCI Australia können nicht in das eigene Depot gelegt werden. Darum ist es nicht möglich, die ganze Welt einzuschließen, weil Japan fehlt.
Was sind nicht breitgestreute ETFs?
Nicht breit gestreut sind Branchen-ETFs oder Themen wie Wasser oder Öl&Gas. Auch einzelne Länder wie Deutschland mit dem DAX oder die Schweiz mit dem SMI, tragen ein großes Länder oder Währungsrisiko. Diese ETFs haben auch ihre Daseinsberechtigung, als alleinige Investition fahren Investoren damit jedoch ein sehr hohes Risiko.
ETFs von Anfang bis Ende: Das einzige Buch für Einsteiger, das Investieren bis zu Ende gedacht hat.
Seit Oktober 2024 hier* im Onlinehandel und seit 2025 bei Audible als Hörbuch erhältlich.